Kaum zu glauben, aber wahr: Einer der ältesten Vereine Landesbergens – und immer jung geblieben! Das war auch Pastor von Lüpke, der 1894 den Verein gründete, weil er die Notwendigkeit der Jugendarbeit erkannte.

Zitat: Da in der Gemeinde von jeher ein wildes Treiben der Jugend abends auf den Straßen geherrscht hat, und daraus viel Unheil hervorging, so wurden, um den Sinn auf Besseres und Höheres zu richten, christliche Vereine ins Leben gerufen…
Er organisierte Treffen für junge Frauen und junge Männer getrennt. Diese fanden am Sonntagnachmittag in der Pfarrscheune statt. Beliebte Aktivitäten waren Kegeln, Brettspiele und das gemeinsame Singen. Während und zwischen den beiden Weltkriegen blieben die Aktivitäten der jungen Frauen ohne Unterbrechung bestehen. Die Treffen der Männer pausierten aufgrund der politischen Ereignisse.
Nach 1949 versuchte Pastor Kopf erstmals mit Neukonfirmierten eine Jugendarbeit aufzubauen. Diese erwies sich erst als beliebter Treffpunkt, endete aber meist mit Partnerwahl und Heirat. Das ist vor den gesellschaftlichen Ereignissen der Nachkriegszeit nur verständlich. Dennoch gab es auch damals immer wieder Ansätze und Diskussionen über den Inhalt von Jugendarbeit. Themen waren Selbstbestimmtes Leben, das Erkunden und Genießen der Natur und das Auskosten der Jugendzeit.

Mit großem Engagement der damaligen Mitglieder und unter der Federführung von Wolfgang Kopf entstand 1959 ein Konzept für den Aufbau von Altersgruppen und die Bildung von Arbeitsgemeinschaften. Aus dieser Zeit sind vielen Bürgern der Gemeinde die Ausflugsfahrten des CVJM in Erinnerung geblieben. Außerdem entstanden in diesem Zusammenhang die Volleyball-AG und 1969 die Johanniter-Unfall-Hilfe, die heute einen nicht unerheblichen Teil der Notfallversorgung im Landkreis Nienburg abdeckt.
Der Verein entwickelte sich zum „aktivsten Jugendverein des Landkreises“ (Zitat des damaligen Kreisjugendpflegers), der sich auch mit jugendpolitischen Themen auseinandersetzte. Wir forderten zum Beispiel im Jahre 1969 die Abschaffung der Schläge in Schule und Elternhaus, eine kommunale Förderung der Jugendarbeit, eine soziale Wirtschaftssteuerung (angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen) und die Anerkennung der DDR. Diese damals revolutionären Gedanken stießen in der Gemeinde auf großen Widerstand.

Um den CVJM zu schwächen, wurden Gerüchte über Drogenmissbrauch, kommunistische Unterwanderung und sexuelle Aktivitäten verbreitet. Auf einer sofort einberufenen Klausurtagung wurde die Lage des Vereins analysiert und das weitere Vorgehen geplant. Wir fanden heraus, dass ein Großteil der Schwierigkeiten auf einen bestehenden Generationenkonflikt zurückzuführen war. Die „Kinderbetreuung“ des CVJM war angesehen und erwünscht, kritische Töne aber nicht!
Um das Wissen der Vereinsmitglieder über gesellschaftliche Zusammenhänge zu erweitern und einen gangbaren Weg für die weitere Arbeit zu finden, wurden regelmäßig Jugendseminare zu vielfältigen Themen angeboten. Diese waren z. B. Erziehung, Schule, Christentum und Sozialismus, Faschismus, Sexualität und Kirche, Urchristengemeinde, usw.
Aber auch der Freizeitcharakter des Vereins blieb erhalten. Beliebte Treffpunkte waren das Lasselager und das 1968/69 gebaute Jugendwaldheim „In den Büschen“. Als Raum für die neue Offene Jugendarbeit entstand 1975 mit tatkräftiger Unterstützung der Mitglieder (und ist bis heute) die Scheune am Kirchplatz. Die Mitgliederzahlen des CVJM stiegen auf ca. 250 CVJMlerInnen. 1972 wurde eine hauptamtliche Jugendwartsstelle eingerichtet und mit Gerhard Hasenjäger besetzt. Ihm folgte 1978 Karl-Erich Daust, der bis heute im Auftrag des Kirchenkreises auch das Waldheim verwaltet und betreut. Gleichzeitig wurde eine Zivi-Stelle beim CVJM eingerichtet.

Nachdem die Krise von 1969 überstanden und der Verein eine feste Basis für die Zukunft gefunden hatte, wurde der über Jahrzehnte hinweg prägende Vordenker des Vereins, Wolfgang Kopf, vom neuen Vorstand abgelöst.
Mit Höhen und Tiefen gingen die CVJM Aktivitäten stetig weiter. Nachdem die damaligen politischen Reizthemen inzwischen gesellschaftlich akzeptiert waren, wurde die Scheune überwiegend zum Treffpunkt und Ausgangspunkt für gemeinsame Freizeitaktivitäten. Schwieriger war es, Jugendliche zur Verantwortung in Hausrat und Vorstand zu gewinnen. Aus diesem Grund wurde 1985 eine ABM-Stelle zum Aufbau einer Kindergruppe und zur Unterstützung der Vereinsarbeit eingerichtet und mit Regina Hiesdorf besetzt. Mit großem Erfolg – die Arbeit mit Kindern florierte. Der Einsatz für junge Gemeindemitglieder besteht bis heute. Jana Meyer und Christiane Knipping betreuen zurzeit die Kindergruppe bis zum Konfirmandenalter.

Das Leben in der Scheune ist seit den 70er Jahren geprägt durch selbst verwaltete Jugendarbeit mit hohem Freizeitwert. Trotz der vielen Möglichkeiten und der hohen Mobilität unserer Gesellschaft, brauchen Jugendliche auch heute einen Raum zum „Abhängen“, um einen Ausgleich zum hohen Leistungsdruck zu haben und sich als Gemeinschaft selbst zu organisieren. Dafür bietet die Scheune mit Billardtisch, Flipper, Kicker, Musikanlage, Kamin, voll ausgestatteter Küche, Kinoleinwand und jeder Menge Platz zum Wohlfühlen beste Möglichkeiten.

Der Höhepunkt des CVJM-Jahres ist das traditionelle Waldheim - Open Air. Am ersten Wochenende im August lädt der CVJM Bands aus der Region zum Waldheim ein und veranstaltet seine „fünfte Jahreszeit“. Das Open Air feierte 2004 sein 30-jähriges Bestehen. Was 1974 als Hochzeitsfeier von Hannelore und Wolfgang Kopf begann, ist heute ein in der Region etablierter Kultur-Event. Dank an alle ehrenamtlichen Helfer, die uns über die Jahre begleitet haben!!!
Auch weitere gemeinsame Unternehmungen für Vereinsmitglieder und Besucher der Scheune jeden Alters wie z. B. Altennachmittag, Spielabende, Kinoabende, Kanu fahren, Scheunenfeten und Ferienpassaktionen gehören zum CVJM – Jahr dazu.

Der CVJM Landesbergen möchte auch in Zukunft ein offenes Haus bieten, in dem Jugendliche sich wohl fühlen und lernen, Verantwortung für Ihr Leben zu übernehmen. Dazu gehört für uns in einer Zeit von 1-Euro-Jobs und zunehmender rechter Gewalt auch das gesellschaftspolitische Engagement. Durch Projekte, Vorträge, Filme und Gespräche sollen Kinder und Jugendliche an wichtige gesellschaftliche Themen herangeführt werden.

Wir bleiben bei dem alten Motto:
Lebe kritisch und fröhlich zugleich!!