Von der Nachhaltigkeit des Glaubens
Andacht zu Jesaja 58, 7-9
Die ungerechten Strukturen des Welthandels führen dazu, dass Menschen verhungern. Weltweit werden genug Lebensmittel produziert, um alle Menschen zu ernähren. Subventionierte Lebensmittelüberschüsse aus den Industrieländern zerstören die Grundlagen der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern, weil diese Waren billiger sind als die einheimischen Produkte. Exportbeschränkungen führen dazu, dass Produkte aus den Entwicklungsländern nicht nach Europa oder in die USA kommen. Noch immer kommen für jeden Euro Entwicklungshilfe der Industrieländer 7 Euro an Schuldendienst aus den Entwicklungsländern zurück.
Was mache ich? Wie reagiere ich? Was ist mein Auftrag? Kann ich
überhaupt etwas tun oder soll ich es wie die drei berühmten Affen
machen? Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen und damit dann auch
nichts tun. Gottes Wort aus dem Munde des Propheten Jesaja macht es
deutlich: Unsere Gebete, unsere Gottesdienste, unsere tollen
Anbetungslieder, unsere tollen Programme in der Jungendarbeit, die noch
so intensiven Glaubenserfahrungen sind sinnlos und letztlich ohne
Nachhaltigkeit, wenn wir nur an uns denken, wenn wir die hungernden
Menschen nicht wahrnehmen, wenn wir die Augen vor dem Leid
verschließen, wenn wir die Hände in den Schoß legen, wenn wir uns nicht
aktiv dafür einsetzen, dass gerechte Strukturen geschaffen werden.
Unser
christliches Handeln, unser religiöses Hochgefühl bringt nur dann
wirklich Frucht, wenn es den Not leidenden Nächsten im Blick hat und
dem unter die Räuber gefallenen hilft (siehe Lukas 10, 25 ff). Es kann
uns nicht egal sein, dass die Preise für Weizen und Reis in den letzten
Jahren so stark gestiegen sind und dadurch nichts als Hunger und Elend
in den Entwicklungsländern produziert hat. Wir sind aufgefordert uns
dafür einzusetzen und dafür zu beten, dass in den Welthandel endlich
Gerechtigkeit einzieht. Jeder kann dabei mithelfen. Mithelfen durch
persönliche Einschränkung wie z.B. den Verzicht auf den Kauf von
Artikeln, die mit hohen Summen subventioniert wurden. Fair gehandelte
Produkte, wie z.B. Kaffee, Tee, Schokolade und Bananen oder Kleidung
kaufen. Sich an der Micha-Initiative, einem Zusammenschluss von
Christinnen und Christen, die sich gegen globale Armut und für
weltweite Gerechtigkeit engagieren (siehe auch www.micha-initiative.de)
beteiligen und mithelfen, dass z.B. die von den Mitgliedstaaten der UNO
formulierten Millenniums-Entwicklungsziele auch wirklich erreicht
werden.
Gottes Wort sagt es deutlich, zeigt uns, was falsches
und was echtes Fasten ist. Nämlich wenn wir uns für die Hungrigen und
die im Elend sind einsetzen, dann wird unser Licht hervorbrechen,
unsere Heilung wird schnell voran schreiten, die Gerechtigkeit wird für
uns erfahrbar und die Herrlichkeit des Herrn wird uns durch unser Leben
begleiten (Vers 8). Das ist die Nachhaltigkeit des Glaubens. Ja, dafür
lasst uns leben, arbeiten und beten!
Burkhard Hesse